Hoffnung

Hoffnung
© Laura Prüfer
In einem Supermarkt am Stadtrand von Dresden hängt, zwischen Kleinanzeigen und Gesuchen, die Kurzgeschichte "Hoffnung" am Schwarzen Brett. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin möchten wir nun auch mit unserem Magazin etwas Hoffnung verbreiten...

Der Himmel schien die Erde wie eine schwere graue Decke einzuhüllen, während der Regen in dünnen Fäden auf die Dächer der Häuser, Blätter der Bäume und Spitzen der Zäune herunterfloss. Die wenigen Menschen, die man durch die angelaufenen Fensterscheiben erkennen konnte, hatten die Mantelkragen weit nach oben geschlagen, oder verbargen die Gesichter unter tief nach unten gezogenen Kapuzen.

Es schien als ob die Welt einen derartigen Schmerz erfahren hätte, dass sie ihr Lächeln einfach nicht wieder fand. Die Straßen verschwanden bereits unter einem dünnen Film aus Wasser, während sich langsam aber sicher die ersten Plakate von den Litfaßsäulen lösten. Unter einer Haltestellenbank kauerte winselnd ein verwahrloster Hund. Das Fell klebte ihm nass und verdreckt am Körper.

Hätte dieser Tag einen Soundtrack, wären jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei zitternde Geigen und ein dumpfes Klavier zu hören, die in trauriger Harmonie ein Klagelied spielten. Bei all dieser Trostlosigkeit fühlte sich einfach alles nach Aufgeben an. Nach Versagen.

Kleine Gesten reichen, neue Hoffnung zu schöpfen. © Laura Prüfer

Zwischen all dem, zwischen all der Hoffnungslosigkeit, da sah ich sie plötzlich. In ihrem gelben Regencape stand sie einfach nur da. So unwirklich als käme sie aus einer anderen Welt. Einer Welt in der die Farbpalette noch mehr Farben zählte, als nur die in grau. Zwei ältere Damen hasteten, so schnell wie es ihnen möglich war, durch den Regen an ihr vorbei, während sie keinerlei Anstalten machte den Wasserfäden zu entfliehen. Eine kleine Ewigkeit lang stand sie einfach nur so da, die Hände tief in den Taschen ihres Capes vergraben.

Schließlich schien sie sich aus ihrer Starre zu lösen. Ihr Blick fiel auf das zerzauste Hündchen unter der Bank. Ohne zu zögern stapfte sie auf das verwahrloste Bündel zu, kniete sich hin und begann leise mit dem Tier zu flüstern. Nur wenige Minuten später glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen.

Das Hündchen kroch vorsichtig unter der Bank hervor und blickte dabei erwartungsvoll zu ihr auf. Sie nickte ihm zu und lächelte. Zwischen all dem Grau der Welt lächelte sie!

Dann breitete sie plötzlich die Arme aus und begann sich um die eigene Achse zu drehen. Das verdutzte Hündchen brauchte nur wenige Sekunden bis es anfing schwanzwedelnd um sie herum zu hüpfen. Und just in diesem Augenblick fühlte ich Hoffnung. Hoffnung in der Farbe Gelb. Gelb wie ein tanzendes Regencape.