Die Schöne und das Bio – Was ist dran am Hype um Naturkosmetik?

Frau cremt sich ein
Das tägliche eincremen gehört für viele dazu ©istock/LightFieldStudio

Die größten Mythen und Vorurteile zum Thema Naturkosmetik – und warum es Zeit ist mit ihnen aufzuräumen

Naturkosmetik ist teuer, nur im Internet zu bekommen und überhaupt – erfüllt sie überhaupt nicht die Aufgaben, die Kosmetika nun mal erfüllen sollen. Diese ständig vorgebrachten Vorurteile, mit denen sich Hersteller natürlicher Körperpflegeprodukte ständig herumschlagen müssen, sind das eine Extrem. Auf der anderen Seite wird in Ländern wie den USA oder Australien, wo weit mehr Chemikalien zugelassen sind als in Europa, der Kosmetikindustrie fast schon auf fundamentalistische Weise misstraut, wird hinter jedem Fertigprodukt ein Krebserzeuger vermutet und um die Selfmade-Kosmetik ein Do-it-yourself-Kult veranstaltet. Um innerhalb dieses Spannungsfeldes in Sachen Naturkosmetik den Überblick zu behalten, helfen nur Fakten weiter. Die Natur und damit auch unsere Körper ächzen unter der chemischen Dauerbelastung. Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit, recycelbare Materialien und deutlich weniger Synthetik. Naturkosmetik trägt dazu bei. Und damit sie auch in deinem Badezimmer eine faire Chance erhält, versuchen wir an dieser Stelle mit einigen Mythen und Vorurteilen aufzuräumen:

Vorurteil Nummer 1: Das bisschen Chemie in herkömmlicher Kosmetik ist doch gar nicht so schädlich

Die Wahrheit ist: Viele Studien zu diesem Thema sind widersprüchlich und treffen keine klaren Aussagen. Das heißt am Ende: keiner kann so richtig nachweisen, welche Inhaltsstoffe herkömmlicher Kosmetika in welcher Weise schädlich sind. Aber es kann auch niemand das Prädikat „Unbedenklich“ verleihen. Ein potentielles Risiko Umwelt und Gesundheit zu gefährden besteht bei einigen Rohstoffen allemal. Und das kann durch Weglassen einfach minimiert werden. Konventionelle Pflegeprodukte enthalten oft Parabene (die Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt negativ zu beeinflussen), Silikone (trocknen die Haut aus), Paraffine (sollen die Eigenregeneration der Haut behindern) und Mikroplastik (gelangt in immenser Zahl fast unbemerkt in den Naturkreislauf). All diese Substanzen müssen nicht zwingend zu einer Gesundheits- oder Umweltschädigung führen – aber sie können! Ein Risiko, welches bei – zertifizierter Naturkosmetik – ausgeschlossen ist.

Vorurteil Nummer 2: Durch Bio-Kosmetika werden Allergien ausgelöst

Fest steht, was Natur ist, ist nicht automatisch kuschelweich und besonders sanft. Je nach Veranlagung können sowohl synthetische als auch natürliche Inhaltsstoffe eine allergische Reaktion auslösen. Für Menschen mit Unverträglichkeiten, Allergien oder einer besonders sensiblen Haut können gewisse Pflanzenextrakte, aber vor allem ätherische Öle in Naturkosmetik zum Problem werden. Gerade Teebaumöl steht im Verdacht, allergische Reaktionen hervorzurufen. Wer Zweifel über die Verträglichkeit von Teebaumöl oder vielleicht auch Bienenwachs hat, sollte seine Naturkosmetika vorher darauf untersuchen. Grundsätzlich aber gilt: Körperabwehrreaktionen können sowohl durch Chemie als auch Naturstoffe hervorgerufen werden. Ein Argument nicht auf Naturkosmetik zu wechseln, ist das natürlich nicht.

Vorurteil Nummer 3: Naturkosmetik kostet deutlich mehr als konventionelle Kosmetik

 

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Um ehrlich zu sein: Ein Produkt, welches garantiert ohne Tierversuche hergestellt wurde, Gütesiegel der Naturkosmetik besitzt und dabei auch noch für nachhaltige Anbauweise seiner Rohstoffe und Fair Trade für seine Händler und Produzenten bürgt, kann ruhig auch ein bisschen teurer sein. Aber in Wirklichkeit haben sogar mittlerweile Ketten wie Aldi, Edeka oder Lidl ihre eigenen – zertifizierten – Naturkosmetik-Serien und die sind bestimmt nicht bedeutend teurer als herkömmliche Produkte. Klar gibt es auch bei Naturkosmetika Marken im oberen Preis-Segment, aber die muss man ja auch nicht unbedingt gleich am Anfang kaufen. Beim Umstieg auf Naturkosmetik muss nicht zwingend mehr Geld ausgegeben werden. Außer natürlich man honoriert, dass die produzierenden Firmen auch ihren nicht unerheblichen Beitrag zum Umweltschutz und Prinzipen wie Nachhaltigkeit von Landwirtschaft und Fair Trade beitragen.

Vorurteil Nummer 4: Naturkosmetik ist einfach zu „Öko“

Ja, diese Firmen gibt es auch. Aber mittlerweile haben auch zahlreiche Naturkosmetik-Brands die Macht von Social Media-Plattformen wie Instagram oder Facebook entdeckt. Gerade in Skandinavien, wo traditionell viel Wert auf progressives Design gesetzt wird, entstehen zahllose Naturkosmetik-Marken, die nicht nur besonders „clean“ sondern auch besonders „cool“ sind.

Vorurteil Nummer 5: Wo ist der schöne Geruch?

Jahrzehntelange Forschung haben natürlich synthetische Gerüche erzeugt, die für uns ebenso verführerisch wie unverzichtbar wirken. Ja, es stimmt – diese Gerüche einer Fa-Seife oder deiner Lieblings Badelotion können naturkosmetische Produkte kaum imitieren. Doch Rosen, eine Blumenwiese oder Samen riechen auch ohne Chemie gut – und mit ein bisschen Geduld werden wir feststellen, dass die meisten Naturkosmetik-Firmen mit zunehmender Erfahrung und eigener Forschung dazulernen und eigene (garantiert chemiefreie) Rezepturen für Gerüche entwickeln werden. Und dann wird der Unterschied zwischen herkömmlicher und natürlicher Kosmetik nicht mal mehr am Geruch festzumachen sein.

Vorurteil Nummer 6: Naturkosmetik hält nicht so lange

Die Konservierungsstoffe herkömmlicher Kosmetikprodukte sind vor allem Parabene. Und die stehen im Verdacht, einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Hormonhaushalt bei Menschen zu haben. Naturkosmetik verzichtet fast ausschließlich auf diese Chemikalien. Und ersetzt sie durch natürliche Konservierungsmittel wie ätherische Öle sowie Benzylalkohol, Salicylsäure oder Benzoesäure. Diese werden von den meisten Naturkosmetik-Herstellern jedoch extra gekennzeichnet. Außerdem garantieren nahezu alle Naturkosmetik-Firmen für ihre Produkte eine Haltbarkeit von zweieinhalb Jahren.

Vorurteil Nummer 7: Richtig schminken kannst du mit Naturkosmetik nicht

 

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Naturkosmetik kommt weitgehend ohne Chemie aus, das heißt, dass man nicht immer die gleichen Erwartungen an das Produkt haben kann, wie an ein herkömmliches. Zum Beispiel gibt es im Bereich Mascara noch nicht den Naturkosmetik-Mascara, der 24 oder 48 Stunden wasserfest ist, nicht verschmiert und die Wimpern doppelt bis dreifach so lang macht. Auch bei Farben sind die Naturkosmetika noch nicht auf dem Stand jener Produkte, die mit künstlichen Pigmenten arbeiten. Aber Labels wie Benecos bieten im Bereich Lippenstift und Nagellack mittlerweile auch attraktive Farbpaletten an und holen mit pflanzlichen und mineralischen Pigmenten ganz stark auf. Auch bezüglich dieses Vorurteils gilt: Die Erwartungen ein bisschen nach unten schrauben oder manche Vorlieben einen Schritt zurückstellen. Dafür hat man allerdings dann auch Sachen auf der Haut, die ohne Chemie auskommen und weder Körper noch Umwelt schaden.

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